Gerhard Gerstberger überschreitet mit seinem Arbeiten keine äußeren Grenzen, sondern betritt innere Fremden, die eigenen Traumbilder, Lustgründe, Abgründe. Zu sehen in der Ausstellung sind Bilder aus der Serie „Topogene“. Das sind kleinformatige aus einem Fluss heraus entstandene Arbeiten. Bei der Enstehung wurde keine Rücksicht auf ästhetische Prinzipien genommen.
Ausgangspunkt für eine Linie oder eine Formgebung war ein Punkt - Topos - aus dem heraus sich alles entwickeln konnte. Erstmals sind aktuelle Malereien auf Leinwand ausgestellt, die - von seinen Topogenen ausgehend - auf größere Formate gemalt wurden.
Vita
Studium der Malerei an der Akademie der Bildenden Künste München, Abschluss mit Diplom (1983)
1988: Zusatzstudium „Bildnerisches Gestalten und Therapie“ an der Akademie der Bildenden Künste München
Künstlerische Entwicklung und Reisen
· 1983-1984: Eine neunmonatige Reise durch Südamerika, darunter 24.000 km auf dem Landweg und eine Fahrt auf dem Amazonas von Ecuador bis zum Delta haben mich sehr stark beeindruckt. Die ungezähmte Natur, die Begegnungen mit verschiedenen Kulturen und die Konfrontation mit Grenzerfahrungen, die ich während meiner Reisen erleben durfte, hatten eine nachhaltige Wirkung auf mich persönlich und damit auch auf mein künstlerisches Schaffen.
Art Brut und Brut Reflexion
· Eine Ausstellung der Sammlung Prinzhorn hinterließ bei mir in den frühen 1980er Jahren einen tiefen Eindruck. Besonders beeindruckt hat mich die außergewöhnliche, auch radikale künstlerische Qualität und die eigenwillige Ästhetik der zumeist schizophrenen Künstler. Art Brut bedeutete in meiner Wahrnehmung eine weitere Überschreitung, in diesem Fall von Inneren Grenzen. Heute, nach 35 Jahren Erfahrung in klinischer kunsttherapeutischer Arbeit kann ich sagen, dass tausende Bilder, die ich in dieser Zeit gesehen habe – viele davon entstanden in psychischen Grenzsituationen und emotionalen Extremen – auch mein eigenes künstlerisches Schaffen nachhaltig geprägt haben. In meiner Arbeit, die ich auch „Brut Reflexion“ nenne, spiegelt sich dieser Austausch wider. Meine Kunst wird zur Resonanz auf das,
· was ich erlebt und gesehen habe, oft ohne Absicht, oft im freien Fluss. Kunst und Therapie sind für mich zu einer untrennbaren Einheit geworden, die sich in meinem Schaffen ständig wechselseitig durchdringen. Als Künstler und als Kunsttherapeut fasziniert mich die transformative Kraft in der Kunst.
Kunstprojekte und Kunst am Bau
Seit 1989: Planung und Durchführung von ca. 20 Kunst- und Kunst-am-Bau-Projekten, darunter großformatige Arbeiten im Isar-Amper-Klinikum Haar und in der Klinik Höhenried am Starnberger See.
Diese Projekte repräsentieren den Versuch, Räume der Kontemplation und Reflexion zu schaffen. Die enge Verbindung von Kunst und Therapie ermöglicht es über visuelle Mittel Zugang zu emotionalen und unbewussten Ebenen des Menschseins zu finden.
Lehre und künstlerische Vermittlung
· Seit 1993: Lehrauftrag an der Akademie der Bildenden Künste München
Fallbezogene Kunsttherapie, Schwerpunkt: Psychosomatik im Bereich Kunsttherapie
Audiovisuelle Performances - Kunst und Musik
2018: Mitbegründung der Musikgruppe „Blaues Wunder“ zusammen mit Dagmar Aigner und Jochen Scheffter.
Die audiovisuelle Verbindung von Musik und Kunst findet ihren Ausdruck in den „evolved screen drawings“ – einer Mischung aus Improvisation, Live Musik und visueller Performance. Auftritte im Kunsthaus Reitbahn, Ansbach, beim Klangfest Festival im Gasteig und in der Black Box
Preise und Auszeichnungen
1984: Förderpreis des Freistaates Bayern für Malerei
1987: USA-Stipendium des Freistaates Bayern für Malerei – achtmonatiger Aufenthalt in Boston mit anschließender Reise nach Mexiko
Sammlungen (Auswahl)
Sammlung Würth
Oberhessisches Museum
Stiftung Schweisfurth
Ausstellungen (Auszug)
München: Haus der Kunst, BMW-Museum, Kulturzentrum am Gasteig, Galerie Klewan,Neues Theater
Berlin: Galerina Steiner
Heidelberg: Galerie Wiesloch
Giessen: Galerie Perspektive
Ansbach: Kunsthaus Reitbahn
Videoproduktionen
„Körperbilder K1 – K4“,
„Be careful with the Bees please“,
„Present Past Present“, Korfu
„Der Passhändler von der Potsdamer Straße“, Berlin
Publikationen
Künstlerbücher und Bildende Kunst: „Topogene“, „Now and Then“, „Reisepass als Künstlerbuch“
Veröffentlichungen zur Kunsttherapie in Fachbüchern und -zeitschriften (insgesamt acht Publikationen)